auch einige Maschinen und Rohproducte zur Darstellung gebracht worden sind, so liegt
doch das Schwergewicht dieser Ausstellung auf der Kunstseite, und bezeichnend ist es
zugileählh dass man nicht llzlos müdßfnqhSüciäfll mit besonderer Betonung altere Silber-
un o waaren zur Ansc auung gebrac t t.
Es wäre gewiss ein grosser Fehler gewesen , wenn man entweder nur moderne
oder nur altere Stücke zur Ausstellung gebracht hatte. Eine Ausstellung, welche blos
Vgerkä frul-llrerer Jahrlhugrldererl verginigtefl wurde ArLtiquai-e änd Kgrgstglelebrte belfriedigenä
a er en auptzwec n ic er usste un en mc t erreic an. a er, wo a tere un
moderne Kunstproducte sich unmittelbar begrühren, ist auch der moderne Fabricaut, der
in der Regel kaufmännisch gebildet ist, aber von der Kunst meist sehr ungenügende
Kenntnisse hat, im Stande, deutlich den Gegensatz zwischen heute und jenen Zeiten zu
fühlen, in welchen das Kunstverstandniss und das künstlerische Können Hand in Hand
mit Geschäftsltenntniss gingen. Die alten vObiets d'Art- haben eben einen bleibenden
Werth, welcher mit den Jahrhunderten sich steigert, während die modernen Producte, wie
sie zum Beispiele auf dieser Anstellung gewisserrnassen als Vorbilder vorgeführt gvuriien,
nur Waaren und nichts als Waaren sind, welche in weni en Jahren zum Einsc me zen
reif werden. Nur aelän erhebt sich ein solches Productszur Hohe eines selbständigen
Kunstwerkes, wie es i jenen Ge enstanden der Fall ist, welche die Weihe der Jahr-
hunderte empfangen haben. Unter gden alteren Werken würden einige Pi-achtgeiasse Augs-
bur er Arbeit, welche der deutsche Kaiser eschickt hat, Getässe aus dem Besitze des
Konsigs von Württemberg Prunkgelgssegblürnberger Arbeit, würdig eines Jilxmiäitzg),
des koni . Kunst- und Alterthumsca inets und der Staatsammlung vater an isc er
Kunst- ungrl Alterthumsdenkmale in Stuttgart, des Gmtrnder Kirchanschatzes und nicht
wenige Werke, welche sich im Besitze deutscher Kunstfreunde (des Fürsten von Hohen-
zollern, Prinzen Carl von Preussen, der Rechberg, Adelberg, Sick, Taußkirchen u.A. m.)
befinden, besonders hgrvorzuheben sein, wenn es sich darum handeln würge, aull; das
Detail einzu e en. A er der Werth und der Reiz dieser Ausstellung liegt e en nic t in
den Einzelargbeiten, sondern in der Tendenz der Ausstellung. Altes und Neues soll sich
eben berühren und dadurch die moderne Industrie in eine tiefer gehende kunslgewerbliche
Strömung hineingezogen werden. Es sollte auf dieser Specialausstellung dasjenige für ein
besonderes kunstgewerbliches Gebiet angestrebt werden, was im Oesterreichischen Museum
und auf mehreren Filialausstellungen (in Prag, Reichenberg, Brünn, Graz u. s. f) durch-
geführt wurde. Mit Aufmerksamkeit verfolgen wir die kunstgewerbliche Bewegung im
deutschen Reiche, denn sie berührt die speciellen Interessen unserer Fachindustriellen in
Wien Pra , Gablonz u. a. O. mehr.
y Die gtonangebende lndliätl; in Schwabisch-Gmünd erzeugt bSilbär-h und fioldarbeitän,
Gefisse für weltlichen und irc lichen Gebrauch, vor Allem a er c muc gegenstan e.
Alle anderen Industriezweige kommen gar nicht in Betracht. Es bringt dies mancherlei
Vortheile mit sich. Die gewerblichen Schulen erhalten einen ausgesprochenen Charakter;
die Arbeitskräfte wie die Fabrikanten streben Einem Ziele zu. Nirgendwo tritt eine Zer-
s litterung der Kräfte ein. Eine von Herrn Bauer gut geleitete Ciselir- und Gravir-
sfcihule lehrt die metallurgischen Techniken, welche für Silber- und Gcldarbeiten nothig
sind; auch existirt daselbst eine gewerbliche Fortbildungsschule, geleitet von Herrn Bier-
man. Ausserdem erhält ein Herr Eisele eine Privatzeichenschule in Thatiglteit. Ueberall
zeigt sich das Bestreben, gute, bewährte Vorbilder zu benützen, altere und neuere Tech-
niken einzuführen. Unter den Fabrikanten nimmt Herr Erhard eine hervnn-agende Stel-
lung ein; aber auch einzelne Fabrikanten, wie Spranger und Kühn (ein Oesterreicher
von Geburt), haben kleinere, reizende Gegenstände ausgestellt. Holbein und Flint, Jam-
nitzer und Virgil Solis sind der gegenwärtigen Generation von Schülern und Lehrern,
Arbeitern und Fabrikanten nicht mehr unbekannte Namen, wie dies vor zwanzig Jahren
der Fall war; der Umschwung der Ideen-und Anschauungen in diesen Kreisen ist ein
mächtiger und nicht mehr zu bestreitender. - Auch in dem benachbarten Pforzheim
ist im verflossenen Jahre eine Kunstgewerbeschule eröffnet worden, speciell zu dem
Zwecke. die dortige Biiouteriefabrication zu heben. Die Schule untersteht dem badischen
Oberschulrathe. Es wirken daselbst zwei Lehrkräfte. Der Leiter der Anstalt ist der Archi-
tekt Herr Waa g. Die Schule in Hanaun ist älter, auf einer breiteren Basis organisirt
nd berücksichti nicht blos die Quincai erie.
u Gmünd istp ein reizende: Städtchen am Fusse des Hohenstaufen und Rechberg, an
den Ufern der Rems, mit einer Bevölkerung von 13.000 Menschen. Ehemals eine freie
Reichsstadt, ist es nicht arm an bedeutenden historischen Denkmälern. Sie ist die Heimat
Peter Arlers, welchen Carl IV. nach Prag zum Baue des Domes daselbst berufen hat,
und des Heinrich von Gmünd, welcher mit der Geschichte des Mailänder Domes eng ver-
knüpft ist. Heinrich von Gmünd und Peter Arler gehoren wohl zweifellos derselben
Künstlerfamilie an. Die Stadtpfarrkirche von Gmünd, deren Fundament im Jahre i3_5t
gelegt wurde , ist ein mächtiges Bauwerk von imposantervWirkung. _ Gegenwärtig wird
auch die romanische dreischiliige Johannes-Basilika restaurirt, ein in ieder Beziehung in-