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Ringler, verdrießlich darüber, verließ Höchst und wendete sich
nun unstät von einem Ort zum andern, zunächst nach Frankenthal, wo
er mit dem Kaufmanne Hannung 1755 eine Porzellanfabrik errichtete,
die später von Carl Theodor, Kurfürsten der Pfalz, angekauft wurde, 1800
bei dem Einfalle der Franzosen aber wieder einging.
1747 wurden zu Neudeck in Baiern mit der Erzeugung von Por-
zellan Versuche angestellt, die jedoch erst zu günstigem Resultate führten,
als 1756 Ringler hinkam und die Fabrik organisirte. Zwei Jahre darnach
wurde sie vom Kurfürsten Carl Theodor in's Schloss Nymphenburg nächst
München verlegt.
Nach dem Eingange der Frankenthaler Fabrik erhielt sie die besten
dortigen Arbeiter und schwang sich bald zu glänzenden Leistungen auf.
Die Nymphenburger Fabrik, die noch heute besteht, excellirte namentlich
in Porzellangemälden, Copien classischer Werke der Münchner Gallerien.
Ihre Fabricate tragen als Zeichen das baierische Wappen oder zwei ver-
schränkte Dreiecke, das Freimaurerzeichen in Blau.
Gleichfalls durch Ringler war 1758 eine Manufactur zu Ludwigs-
burg, weiters zu Fulda; durch Ringlefsche Arbeiter solche nacheinander
zu Zürich, Amsterdam und im Haag zu Stande gekommen.
175i errichtete auf Grund von Recepten aus den Händen Ringler-
scher Arbeiter, der Kaufmann Wegely zu Berlin eine Fabrik, die später
Staatsbesitz geworden, sich in die Reihe der besten Etablissements hob
und heute in der That die erste deutsche Porzellanfabrik ist.
1735 hatte der Marquis Carlo Ginori zu Doccia bei Florenz mit
der höchsten Energie die Errichtung einer Porzellanfabrik angebahnt, um
auf diesem modernen keramischen Gebiete den alten Ruhm Italiens wieder
zu erneuern.
Ein eigenes Schiff wurde ausgerüstet, das die Original-Materialien
aus China bringen musste, mit denen dann die Studien und vergleichenden
Versuche in solchem Maßstabe angestellt wurden, dass in den ersten
Zeiten ndie Trümmer der im Formen, im Feuer oder der Farbe miss-
lungenen Proben den ganzen Boden der Umgebung pliastertenu. "Ihr
schreitet auf Golda, pHegte der Marquis seinen Arbeitern zu sagen, indem
er auf die Scherben wies, die unter ihren Füßen krachten. Doch wurde
endlich mit Hilfe des aus der Wiener Fabrik geholten Chemikers Wandel-
hein, unter Anwendung der französischen Kaoline von St. Yrieux, das
gewünschte Resultat erreicht. Fortgesetzte große materielle Opfer, die
Heranziehung der besten künstlerischen und technischen Kräfte und vor
Allem die verständige Leitung des Marquis Carlo und seiner Nachfolger
brachte das Etablissement in der Folge zu üppiger Blürhe, Heute umfasst
die Fabrik, ausgedehnt auf alle Zweige der Kunstkeramik, mit 560 Ar-
beitern ein Areal von 45.000 Quadratmetern.
Aus der gegebenen historischen Skizze der rapiden Ausbreitung der
Porzellanfabrication innerhalb weniger Jahrzehnte (die noch dazu bedeu-