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Botaniker, Chemiker und Mathematiker und alle möglichen anderen Forscher
bedürfen auf Tritt und Schritt des Zeichnens, wenn sie nicht jeden Augenblick
rathlos dastehen wollen. Der Zeichenunterricht an der Hochschule hat aber
eminent praktische Ursachen, und deshalb sollte man sich hier für seine Ein-
führung aussprechenf Auf eine Berücksichtigung eines solchen Versuchs ist
uru so mehr zu rechnen, als in diesem Falle die Naturwissenschaften mit den
historischen Disciplinen in denselben Bedürfnissen zusammentreffen. Was
Oesterreich betrifft, so wird hier gegenwärtig, wie schon bemerkt, ein allge-
meiner Zeichenunterrichtsplan durchgeführt, der auch die Hochschulen mit um-
fasst. Es wäre nun wünschenswerth, wenn zunächst besonders diejenigen Mit-
glieder des Congresses, die an Hochschulen unterrichten, das Wort ergreifen
und ihre Meinung äussern wollten.
Prof. Conze: Ich glaube, dass die Studenten, da das Zeichnen grössten-
theils ein wesentliches Erforderniss für sie ist, deshalb es zu lernen haben,
ehe sie zur Universität kommen, und dass es hier genügen muss, denjenigen,
die nichts oder nicht Genügendes gelernt haben, Gelegenheit zur Nachhilfe zu
gewähren. Sonst kommt man in dieselbe Lage wie die dalmatinischen Stu-
direnden hier mit dem Dentschlemen. Sie kommen gerade so weit, dass sie
das Erlernte mit Fertigkeit anwenden können, wenn ihre Studienzeit zu Ende
ist. Es liegt also hier umgekehrt wie vorher: dieser Unterricht ist vielmehr
den Mittelschulen zu überweisen und die Universitäten sind damit zu versehenen.
Prof. Unger (Göttingen): Erlauben Sie mir aus meiner Erfahrung einen
Fall anzuführen. ln Göttingen hat vor ungefähr 10 Jahren der dortige Anatom
das Bedürfniss gefühlt, einen Zeichenlehrer zu haben, der zunächst bestimmt
war, ihm die Zeichnungen zu seinem anatomischen Buche zu machen, aber
auch zugleich einen unentgeltlichen Zeichenunterricht zu geben. Natürlich wird
dieser nur von denen benützt, die von dem Anatomen dazu angereizt werden.
Es ist selbstverständlich, dass, wie mein Herr Vorredner gesagt hat, ein früherer
Zeichenunterricht auf der Schule eigentlich dabei vorausgesetzt werden muss.
Indessen eine solche Nachhiilfe kann gerade Hir einzelne Fälle sehr wünschens-
werth sein. Und die Thatsache ist, dass er immer von Einigen benützt wird.
Prof. Conze: Ich glaube in Bezug hierauf, dass eine Nachhilfe auf der
Universität gar nicht nöthig ist, wenn der Unterricht auf der Schule leidlich
organisirt ist.
Hofrath v. Eitelberger: Was gegenwärtig hier eingeführt wird, ist das-
jenige, wovon Prof. Conze gesprochen hat. Allerdings wäre es gut, wenn
an den anderen Schulen der Zeichenunterricht eben schon so gegeben würde,
wie es gewünscht wird. Man weiss aber, dass an den Gymnasien gar kein
oder zu wenig Zeichenunterricht gegeben wird.
Da nur eine Information beabsichtigt war, gilt der Gegenstand hiermit
für erledigt.
Betreffs der Frage 5:
wWie sind die Lehrmittelsammlungen für Kunstgeschichte ins-
besondere an polytechnischen Instituten und Universitäten in Städten,
die keine Museen und Galerien haben, gegenwärtig beschaffen?"
schlägt der Vorsitzende vor, einen Referenten für den nächsten Congress
zu bestimmen. Die Versammlung ist damit einverstanden.
Zur Frage 6:
i "Welche Stellung hat gegenwärtig die Kunstgeschichte als Lehrfach
an Universitäten und polytechnischeu Institutenh
nimmt zunächst das Wort: