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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1877 / 136)

nSchätzers der Menschenu dem" Volke gegeben hatte. Die Ausführung 
dieses Monumentes wurde dem Bildhauer Zauner, einem Tiroler von Ge- 
burt, übergeben, der als Professor der Bildhauerei an der Akademie der 
bildenden Künste wirkte. Zauner ist unter den Bildhauern der ächte 
Repräsentant der Josefinischen Periode; er hatte das Barock-Element voll- 
ständig abgestreift, huldigte der neuen Richtung, welche auf Veredlung 
der Plastik durch das Studium der Antike hinarbeitete, und fügte sich auch 
auf seinem Felde dem Einflusse Heinrich Fügefs, der seine dominirende 
Stellung an der Akademie nicht blos dem Directorsposten, den er ein- 
nahm, sondern zu gleicher Zeit seiner künstlerischen Tüchtigkeit und 
Leistungsfähigkeit, sowie seiner grossen universellen Bildung verdankte. 
Das Element der geistigen Bildung war unter den akademischen Malern 
immer vertreten, wie später unter den Architekten, während die Bildhauer 
tüchtig in ihrem Fache, aber weniger universell gebildet waren, mit Aus- 
nahme des Anatornen Martin Fischer. Auch als Freimaurer war Zauner 
der ächte Repräsentant des Josefinismus; noch gegenwärtig besitzt das 
Oesterr. Museum dafür einen sprechenden Beweis in einer Figur, welche, 
einst im Besitze Zauner's, dem Genius Bornii gewidmet ist und die Frei- 
maurerei allegorisch darstellt. Diese sorgfältig in classischem Style aus- 
geführte Figur blieb lange Zeit unbeachtet; erst in der Gegenwart wird 
sie von den zahlreichen Freimaurern häufig benützt. Das Hauptwerk Zau- 
ner's aber bleibt die Reiterstatue Josef ll.; die künstlerisch bedeutendste 
Arbeit aber dürften die überlebensgrossen Karyatiden sein, welche das 
Portal des Palais Palavacini, ehemals Friess, am Josefsplatze schmücken. 
Auch die Giebclfiguren desselben Palais sind von Zauner, die Skizzen 
dazu befinden sich im Oesterr. Museum. 
Beide Werke, die Karyatiden und die Reiterstatue Kaiser Josef's, 
sind noch ausserdem, jedes in seiner Art, die besten plastischen Werke, 
die in Wien in diesem Jahrhundert gearbeitet wurden. Die kolossalen 
Doppel-Karyatidcn sind grossartige Gestalten, vornehm bewegt mit klar 
und wohldurchdachter Drapirung und von höchst sorgfältiger Ausführung. 
Sie sind mit künstlerischer Gewissenhaftigkeit durchgeführt und in der 
Erfindung ganz bedeutsam. Sie kommen an dem Palais trotz oder viel- 
leicht wegen der nüchternen Architektur zur vollen Geltung und heben 
sich mächtig heraus aus den zahlreichen modernen Karyatiden an den 
Stadterweiterungsbauten, welche in der Regel mittelmässig erfunden, man- 
gelhaft durchgeführt, mehr dem Speculationsgeiste als künstlerischen In- 
tentionen entspringen. 
Das Reiterstandbild Josef ll. trägt den Stempel des modernen Classi- 
cismus der Zeit, in der es entstanden ist, an sich; es ist nicht das Werk 
eines genialen Künstlers und kann sich in der Beziehung mit der Reiter- 
figur des Churfürsten Maximilian I. von Thorwaldsen in München nicht 
messen. Aber es ist ein hochachtbares Denkmal, dem wir es nach den 
Erfahrungen der späteren Zeit ganz besonders nachrlihmen müssen,
	        
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