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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVII (1882 / 206)

die geringsten Verunreinigungen: Staub, kohlige Rückstände aus über- 
schüssig angewandtem Oele oder gar in die Mulfel eindringende Flammen- 
gase zerstört werden. Sie erfordert auch viel Uebung und Erfahrung; 
denn einmal hat man es hier mit öligen Farben zu thun, die auf der 
glatten Unterlage eine aquarellartige Behandlung erfahren müssen; pastoses 
Auftragen ist ausgeschlossen, die Farben springen sonst von der Glasur 
ab, als Weiß lässt man die Unterlage durchwirken, Tiefen werden durch 
dickeres oder besser mehrmaliges Auftragen der Farbe erreicht. 
Zweitens aber sind nicht alle Farben mischbar, ohne im Feuer sich 
gegenseitig zu zersetzen und zu verfärben. Was nicht durch Mischen zu 
erreichen, muss durch Uebereinander- und Nebeneinandersetzen erstrebt 
werden. Auch ändern sich die Farben im Feuer im Tone und ein Por- 
zellangernälde erfordert nothwendig zur Vollenduug mehrmaliges Ueber- 
arbeiten, mehrere Brände. 
Sieht man von den selbständigen Porzellangemälden ab, so bieten 
diese Malereien, als Decorationsmoment an Gefäßen angewendet, dem 
Ornamente eingefügt oder auch allein, - wenn nur nicht über das Maß 
und die dem Porzellan gesteckte natürliche Grenze hinausgeschossen wird, 
- eine dem Stoffe so anpassende Wirkung, dass sie ihren Werth, ihre 
Herrschaft in allem Wechsel des Geschmackes stets behaupten werden. 
Mag die Fayence bei der fast unbeschränkten Größenentwicklung, dem 
Reichthum ihrer Decorationsmethoden und der Kraft ihres Farbenschmuckes 
in breitem, decorativem Effecte überragen, so wird dem Porzellan, das 
_durch seine schwierige, edelsteinartige Masse auf kleinere Dimen- 
sionen, aber edle, elegante Wirkung hingewiesen ist, mit seinem 
wenn nur richtig angewendeten Farbendecor das Gebiet des feinsten Luxus, 
namentlich aber das Reich von Tisch und Tafel, unbestritten bleiben. 
Es ist eine verfehlte Anwendung, wenn, wie man dies so häufig 
sieht, die Porzellanfarben zu Fonds auf großen Körpern verwendet werden, 
um etwa der Fayencewirkung nachzustreben. Die Farbe, die in die harte 
Glasur nicht einsinken, sondern ja nur oberflächlich anschmelzen kann, 
wird da immer trocken, lackartig aussehen, solch" ein großes farbiges 
Stück neben der Fayence immer erdrückt werden. 
An kleinen Gefäßen aber, maßvoll verwendet, geben die Porzellan- 
farben einen zarten, duftigen Decor, der für den kostbaren Stoff nicht 
besser gewünscht werden kann. 
Zu den Porzellanfarben treten als weitere Decorationsmittel die soge- 
nannten Liisterfarben, eigenthümlich präparirte ölige und harzige 
Lösungen von Metallsalzen. 
In dünner Lage auf die glatte Porzellanliäcbe gelegt, verbrennt beim 
Glühen in der Muffe] Oel und Harz -- das Metalloxyd hinterbleibt in 
einer glänzenden, zusammenhängenden Farbschichte. Wismuth, in der Weise 
aufgetragen, gibt einen farblosen Lüster von Perlmutterglanz, an der 
Unterlage gut haftend, und wird den anderen Lüsterfarben zugefügt, um
	        
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