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Volltext: Alte und Moderne Kunst XI (1966 / Heft 88)

 
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seiner Verehrung zuvor in einem repräsen- 
tativen Gemälde der Öffentlichkeit preisgab. 
Vergleichen wir das mythologisch ver- 
kleidete Porträt Hoppners mit dem Werke 
von Ender, so können wir neben den augen- 
fälligen kompositionellen Ähnlichkeiten 
doch auch wesentliche Unterschiede in der 
Auffassung feststellen. Bei Endet entbehrt 
das Antlitz der allegorischen Figur aller 
individuellen Charakterzüge. Das Bild trägt 
alle Merkmale des klassizistischen Stiles, 
so daß es nicht einmal als ein Idealporträt 
angesehen werden kann. Bei Hoppner 
dagegen ist das Gesicht akzentuiert und 
der Porträtcharakter überwiegt die aus der 
klassischen Mythologie stammenden Äußer- 
lichkeiten. Auf Grund authentischer Bild- 
nisse war die Augenfarbe von Crescencc 
blau, die Augen der Frau auf Enders Bilde 
sind aber dunkelbraunll. 
Die Handschriftcnsammlung der Ungari- 
schen Akademie der Wissenschaften hat 
jüngst drei Skizzen von Enders Hand 
erworben. Die Komposition der ersten, 
einer Bleistiftzeichnung, ist mit dem Öl- 
gernälde verwandtll. Auf der zweiten 
Zeichnung enthüllt die mit einer Eule 
charakterisierte Pallas die Personifikation 
Ungarns und zeigt ihr den Stern der 
Wissenschaftenll. Die Frauengestalt der 
dritten Version ist wieder allein und hält 
in ihrer Hand eine Fackel". 
Diese Vorstudien und die endgültige Aus- 
führung sowie die schriftlichen Quellen 
ergeben eine sichere Grundlage für die 
Rekonstruktion des Entstehungsprozcsses 
der Allegorie. 
Auf einer seiner Reisen lernte Szechenyi 
die Komposition Hoppners kennen. Sie 
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gefiel ihm, und er fand die Gestalt der 
griechischen Göttin seiner Geliebten eben- 
bürtig. Die Konzeption der akademischen 
Allegorie war eine gute Gelegenheit, seinen 
Ideen eine allgemeingültige Richtung zu 
geben. Diese teilte er durch den Kupfer- 
stich Meyers oder durch eine eigenhändige 
Skizze seinem alten Bekannten Ender mit. 
Aus dieser Zeit stammen die erwähnten 
Zeichnungen Enders. Die erste gibt den 
Einfall Szechenyis am treuesten wieder. Die 
zwei anderen spiegeln schon mehr den 
Geschmack des Künstlers, der mit Pallas 
und der Eule die Hinweise auf die wissen- 
schaftliche Tätigkeit stärker betonen wollte, 
die ja der ursprünglichen Hebe-Konzeption 
fremd waren. Wir erfahren aus einem 
Briefe des Grafen janos Waldstein, der den 
Auftrag des in Budapest lebenden Szechenyi 
an Ender vermittelte, daß es einst noch 
eine vierte Zeichnung gegeben hat, die die 
endgültige Variante werden sollte, die aber 
verlorengegangen ist. Auf dieser Zeichnung 
trug die Frauengestalt das Tuch des großen 
Gemäldes; der Harnisch, die Krone und 
die Eule stammten aber aus den frühe- 
ren Entwürfen. 
Szechenyi bevorzugte letztlich das Siegel, 
das vielleicht nicht durch Ender beeinllußte 
selbständige Werk Pichlers; der Stahlstich 
Stöbers, dem Schwager Enders, genel ihm 
jedoch nicht. Für Hebe ist ein Harniseh 
überflüssig, und auch ihr Kopfschmuck ist 
wenig gelungen. Im Jahre 1833 nannte 
Szechenyi, wie erhaltene Aufzeichnungen 
bezeugen, Ender einen Anschmierer. Diese 
Bezeichnung kann doch nur so verstanden 
werden, daß der Besteller mit der Verwirk- 
lichung seiner Grundidee nicht zufrieden 
war. Szechenyi wandte sich in dieser L 
an Friedrich Amerling (1803-1887), Wi 
repräsentativen Porträtmaler, der schon 
lebensgroßes Bildnis von ihm für 
Akademie geschaffen hat, und erbat a1 
von ihm eine Skizze 15. Amerlings schwa 
und süßliche Komposition fand aber kei 
Beifall, und so kehrte Szechenyi di 
wieder zu Endet zurück. Das Resultat 
Versöhnung war dann das große Gemä 
in dem der Künstler die Wünsche sei 
Mäzens nach bestem Können zu befriedi, 
versuchte und das dem Werke Hoppr 
am ähnlichsten kommt. Doch auch E 
chenyi mußte der Künstlereitelkeit 
Zugeständnis machen: die zwei Frau 
gestalten des Schildes stammen aus 
dritten Vorstufe der ncuerworbenen Em 
Zeichnungen 16. 
Die Komposition der akademischen A 
gorie entstand in der letzten Phase 
Beziehung Szächenyis zu dem Wie 
Maler. Schon um 1812 hatte der Mei 
als Familienmaler bei den Szechenyis 
Züge des jungen Grafen in einer obiekti 
Miniatur verewigt. Das nächste Szechei 
Porträt Enders kam dann 1818 zustar 
als der Maler den Grafen auf einer R 
nach Italien, Griechenland und den Or. 
begleitete. Auf diesem Bilde zeigen Hain 
und Bekleidung des Dargestellten c 
romantische Note, ein romantisches S. 
Selbst-Suchen, welches die künftige Akt 
tät innerhalb einer praktischen politisc 
Betätigung ahnen läßt17. 
Seit 1820 war Ender Stipendiat in R1 
seine Verbindung zu dem Grafen br 
aber nicht ab. Im Jahre 1823 malte er n 
seiner früheren eigenhändigen Vorlage
	        
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