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Internationale Sammler-Zeitung.
Hummer 14
Chronik.
Ansichtskarten.
(Eine Wiener Künstler karte.) Eine Ansichtskarte, die
nicht für den Handel bestimmt ist, hat dieser Tafle die Presse oer-
lassen. Cs ist dies eine Reproduktion eines prachtoallen Gemäldes
uon J. 111. Kupfer in Wien, das die Mitglieder des Donnerstags-
klubs des Wiener Alterfuinsoereins darstellt. Die Herren sind durch
nämlich nooellistische Cinzelheiten aufgehäuft, die zur Stimmung
des ganzen wenig beitragen, uielmehr die Aufmerksamkeit non dem
gewaltigen Ilaturschauspiel ablenken: eine Wäscherin, ein Ulann,
der ein Segelboot rudert, eine frau mit einem Korb am Arm und
einem kleinen lllädchen an der Hand, ein lllann, der seinen Karren
schiebt. Seydlii} kommt zu dem Schlüsse: Cs handelt sich hier
Ag
Wegs bekannte Sammler, lllit freundlicher Cclaubnis des Herrn
Kupfer repi o 'uzieren wir hier (fig; 8) diese inleressante Ansichts
karle ; oon einer Veröffentlichung der 11a neu der da.gostellten
Persönlichkeiten müssen wir auf aus.irflckl.chen Wunsch absehen.
Bilder.
(Cin Streit um Reinbrandts „lllühle“.) ln Cngland
erregte es kürzlich die Cntriistung aller Kunstfreunde, datj dieses
reiche fand nicht Hütte] genug aufgebracht habe, um Reinbrandts
„niühle“ uar dem Verkauf nach Amerika zu bewahren. Da oer
sucht jety der deutsche Kunstgelehrte Geh. Oberregierungsrat Prof.
Dr. oon Seydlitj in Dresden den flachmeis, daf] das berühmte
Bild nicht uon Rembrandfs Hand stamme. Daf] das Bild sonst
nicht angezmeifelt morden ist, braucht, wie der Gelehrte ausführt,
nicht wunder zu nehmen, da es nur sehr selten öffentlich gezeigt
worden ist. Wirklich entsprechende Werke des Kleisters seien nicht
bekannt, so dafj die lAühle erst zum Ausgangspunkt für eine
weitere Crkenntnis seines Wesens gemacht werden müfjte. Unter
solchen Umständen erscheine cs zum mindesten äufjerst bedenklich,
ein Bild, das nicht uon Rembrandf signiert worden ist und dessen
Benennung sich nur bis 1798 zurückuerfolgen läfjt, allein wegen
seiner heroorragenden Schönheit dem einzigen Künstler zu geben,
den man dessen für würdig erachtet. Die lllühle überragt in den
Abmessungen alle bekannten Candschaftcn des lAeistcrs um ein
Beträchtliches. Herr o. Seydlifj erklärt, dafj zwar die frage nach
dem Urheber nicht entschieden beantwortet werden könne, dal)
aber die warme durchsichtige farbigkeit des Bildes, die zeichnerische
Behandlung der zahlreichen figürchen oorn auf den Rembrandt-
Schüler Aert de Gelder passen würden. Jm Vordergründe sind
. 8.
um das Werk eines Künstlers, der die Wirkung eines Bildes wohl
zu empfinden und zu berechnen imstande war und danach seinen
Standpunkt wählte, um mit den Mitteln der Rembrandtschen Technik
einen tiefen Cindruck heroorzubringen. Aber gerade diese Art
einer überlegten Komposition, wie auch die wahldurchdachte Durch
führung aller Cinzelheiten steht im Gegen sah, zu der himmelstiir-
menden und dabei doch tief innerlichen Poesie eines Rembrandf.
(Zwei Puschkin-Porträte.) Zu den Büchertrödlern und
Altwarenhändlern des Ssucharem-lTlarktes in Moskau kam dieser
Tage, wie die „frankfurter Zeitung“ mitfeilt, ein junges, ärmlich
gekleidetes Ulädchen und bat ihnen zwei Bilder zum Kauf an, für
die sie den Preis oon zwei Rubeln oerlangte. Die Trödler besahen
die Bilder oorn und hinten und meinten dann, die beiden Stücke
seien den geforderten hohen Preis nicht wert. Das junge Mäd-
chen mies darauf hin, dafj es doch hübsche Ölgemälde seien; die
Trödler boten aber nur 50 Kopeken für beide zusammen, lllit
50 Kopeken war dem jungen lllädchen aber nicht geholfen; sie
ging deshalb zu einem Kunstmarenhändler, dem sic die Bilder
zeigte Dieser war nicht nur sachuerständig, sondern er war auch
ehrlich genug, ihr zu sagen, dafj es sich um Original-Porträte oon
Puschkin handle, die entschieden einen höheren Wert als zwei
Rubel hätten. Auf den beiden Porträten befand sich die Aufschrift:
„llacli dem Heben gemalt“. Das junge lllädchen ging nun auf An
raten des Sachoerständigen in das Archäologische Institut, um die
Echtheit der beiden Bilder prüfen zu lassen. Hier wurde festge
stellt, dafj es sich wirklich um zwei echte Dorträte des Dichters
handle, die durch oerwandtschaffliche Beziehungen in den Besitz
der jungen Dame gekommen waren, ohne dafj sie wufjte, über
welchen Schalj sie uerfügfe. Auf Anraten des Archäologischen ln-