Nr. 3
Internationale Sammler - Zeitung
Seite 35
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gen Entwurfes von Hans Makart, wonach die Plakate
für die Ausstellung hergestellt wurden.“
So kam endlich die Wahl heit über das Makart
Plakat ans Tageslicht.
Dieses richtige Makart - Plakat, nicht von 1873,
sondern von 1882 wird nun weitergesucht. Die Kunst
anstalt, die heute die Stelle der damaligen Firma
„R. v. Waldheim“ einnimmt, hat natürlich kein ein
ziges Exemplar des kostbaren Plakates aufgehoben und
weiß nichts davon. Also wieder nichts! Nach so langen
Irrfahrten wieder eine längere Pause. Und endlich
bringt der Zufall doch den Lohn der vielen Mühe, als
in einem versteckten Kellerwinkel wirklich ein ver
staubtes Exemplar gefunden wird.
So war in der relativ kurzen Zeit von 40 Jahren
aus einem damals wertlos gewesenen Straßenanschlag
eine Rarität unter den Graphischen Künsten geworden,
die für alle, die sich dafür interessieren, in der Studie
des Verfassers über „Österreichische Plakatkunst“
(Kunstverlag J. Löwy, Wien) reproduziert und damit
doch wenigstens auf einige Dezennien wieder vor
Vergessenheit gerettet worden ist.
Ein Handbuch für Sammler.
Aus der Fachliteratur der letzten Zeit hebt sich
besonders ein Werk heraus, das geeignet ist, das Interesse
desSämmlers nicht nur zu erregen, sondern auch dauernd
wachzuhalten. Nicht in erster Linie für den Sammler
geschrieben, ist F. M. Feldhaus’ Werk „Die Technik
der Vorzeit, der geschichtlichen Zeit und der Natur
völker“ ein Sammlerbuch im besten Sinne des Wortes.
Was der durch frühere Arbeiten vorteilhaft bekannte
Verfasser mit dem stattlichen Buche bezweckte, für
das der Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig
alle Sorgfalt aufgewendet hat, darüber spricht er sich
in seinem Vorworte aus, das auch dadurch einen beson
deren Reiz erhält, daß uns Feldhaus in seine Werkstätte
einen Einblick gewährt. Er berichtet: „Frei von beruf
lichen Abhängigkeiten, genügsam und mntig genug,
ohne Gängelband weiter zu gehen, arbeitete ich seit
14 Jahren in die Vergangenheit der gesamten Technik,
die ich einmal aus Liebhaberei auf einem Spezialgebiet
— der Elektrotechnik — angeschnitten hatte, hinein.
Eine meiner ersten Veröffentlichungen „Lexikon der
Erfindungen“, 1903, baute eine ähnliche, von Adolf
Pope dreimal aufgelegte chronologische Übersicht
über die Erfindungen aus. Als mein Buch erschien,
hatte eine ähnliche Arbeit des Berliner Autographen
sammlers Ludwig Darmst aedter ,,4000JahrePionier
arbeit“ die Presse gerade verlassen. Diese beiden Bücher,
die das gleiche Thema in gleicher Form behandelten,
widersprechen sich fast in jedem Datum! Der Grund
hiefür ist der, daß Darmstaedter und ich aus gänzlich
verschiedenen und beliebig herausgegriffenen Quellen
schöpften. Ich erkannte sogleich die Notwendigkeit der
Nachprüfung eines jeden —- gleichviel aus welcher
Quelle stammenden —• historischen Datums aus der
Technik. Ich legte damals meine Ansichten über die
Grunclzüge einer solchen Nachprüfung in den „Mittei
lungen zur Geschichte der Medizin und der Natur
wissenschaften“, 1905, Band 4, Seite 410, auch nieder.
Eine dort 1904 bereits vorgeschlagene Vereinigung
der Arbeiten von Darmstaedter und mir kam nicht zu
stande. So legte ich denn auf eigene Faust für jedes
Datum aus der Geschichte der Technik im weitesten
Sinne einen großen Zettelkatalog an. Die§e Zettel
arbeitete ich systematisch durch, indem ich alles, das
Richtige und das Falsche, die benützten und die ver
gebens durchsuchten Stellen, die etwa vorkommenden
Bilder oder Originalstücke immer wieder auf dem Stamm
zettel notierte. Der Handapparat, der hiezu notwendig
ist, entbehrt nicht der Schwerfälligkeit. Auch er legt
große Opfer an Zeit und Geld auf. Tch erkannte aber
schon vor Jahren, daß jeder Versuch, die Geschichte
der Technik auf andere Weise zu bearbeiten, in seiner
Anlage scheitern müsse. Den Beweis brachte mir die
zweite Ausgabe der Darmstaedterschen Arbeit, die 1908
als „Handbuch zur Geschichte der Naturwissenschaften
und der Technik “ mit etwa 13.000 Daten, mit Personcn-
und Sachregister erschien. Trotz der gewaltigen Arbeits
kraft von Darmstaedter, trotz namhafter Mitarbeiter
konnte es nicht vermieden werden, daß das Buch einige
tausend sachliche Fehler, Druckfehler oder Registrier
fehler enthält.
Wenige Wochen nach dem Erscheinen des Darm
staedterschen Buches kam eine Vereinigung unserer
beiden Arbeiten zu einem neuen Werk zustande. Was
ich quellenmäßig erforscht hatte, bildete den Stamm
der Neubearbeitung. Die Daten von Darmstaedter,
sowie meine eigenen, noch nicht zur Quelle hin verfolgten
Daten sollten nachgeprüft werden. Da aber das Darm
staedter Manuskript bereits vernichtet war, in dem
Buch selbst Quellen fast niemals erwähnt sind, so schei
terte auch das eine System der Zusammenarbeit nach
kurzer Zeit.
Es kam darauf unter der Bezeichnung „Quellen
forschungen zur Geschichte der Naturwissenschaften
und der Technik“ ein sehr umfangreicher Zettelkatalog
zustande. Jeder „Zettel“ besteht aus Karton und ist
mit Vordruck versehen. Auf der vorderen Seite ist das
Datum in der Weise niedergeschrieben, wie es sich für
den Rahmen einer geplanten Gesamtveröffentlichung
eignet. Es besteht also ein beliebiges Stichwort, zum
Beispiel „Tinte“ in der Kartothek aus einer ganzen
Anzahl solch einzelner Karten. Blaue höhere Karten
trennen die einzelnen Stichworte voneinander, diese
Leitkarten bieten auch den Platz für allgemeine Notizen,
jede andere Karte aber enthält nur ein einziges Datum.
Das bedingt zwar einen großen Papier auf wand, bietet
jedoch die einzige Gewähr, daß man für alle Zeiten die
Geschichte der Technik auf diesem Kartenmaterial
bearbeiten kann. Vorn steht am oberen Rand der Karte
das Jahr oder das Jahrhundei't des betreffenden
Datums. Alsdann folgt das Stichwort und darauf ein
leerer Raum für verschiedene Stempel, deren Bedeutung
nur für die Redaktion von Interesse ist. ln der rechten
Ecke ist das Wort „unerledigt“ gedruckt. Dieses wird,
sobald das auf der Karte enthaltene Datum mit der
Ot'iginalqueHe verglichen ist, durch eine bunte, gum
mierte Marke überklebt. Diese Marken sind für-d-ie vor-
christliche Zeit grün, für die nachchristliche rot. Die
Marke sägt also auf den ersten Blick: diese Karte ist
fertig.
Da innerhalb der vielen tausend Stichworte, nach
denen ich sammle, zahlreiche Vei Weisungen nötig sind,
so müssen alle diese Verweise auf der Stammkarte
vermerkt werden. Dies geschieht auf den unteren Zeilen
der Karte. Ändert sich also irgend eine Angabe auf der
Stammkarte, so muß dies auch auf denjenigen Karten
nachgetragen werden, die unten verzeichnet stehen.