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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XIX (1884 / 231)

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stellung übergegangen, aber nur ein wenig. Der Eindruck wird völlig 
beherrscht von dem, was wirklich gut und lehrreich ist, selbst von dem, 
was heute in Missachtung sinkt. Es ist noch aus dem vorigen Jahrhun- 
derte glücklicher Weise gut und zahlreich vorhanden. 
Die keramische Ausstellung des orientalischen Museums erfreut sich 
eines großen Verzuges, dessen sich nicht jede Ausstellung rühmen kann: 
sie ist sofort schon mit einem vortrefflichen, schön ausgestatteten, mit 
Abbildungen reich verzierten Kataloge eröffnet worden, ein Verdienst des 
Directors Herrn von Scala, das mit großem Danke anzuerkennen ist. 
Aber wenn eine Specialausstellung, so ist es diese, in welcher der Besucher 
eines guten und zuverlässigen Führers bedarf. Das beweisen die Umstände, 
die wir schon auseinandergesetzt haben. 
Katalog und Ausstellung vereint, sind auch ganz geeignet, uns in 
die neu erworbene Kenntniss oder vielmehr Wissenschaft der orientalischen 
Keramik einzuführen. Die Beschreibungen des Kataloges, welche Zeit und 
Herkunft angeben und sonst mancherlei wissenswerthe Mittheilungen 
machen, stützen sich auf die neuen Nachforschungen, und soweit diese 
zuverlässig, werden wir auch wohl den Bestimmungen des Kataloges folgen 
können. Immerhin mögen wir dabei nicht außer Acht lassen, dass die 
wechselseitige und unausgesetzte Imitation bei Japanern wie Chinesen alle 
Bestimmungen einigermaßen schwankend macht. Indessen für die Mehr- 
zahl der Besucher wird es ausreichen, Gruppen, Arten und Specialitäten 
kennen zu lernen, zu unterscheiden und sich auch für die Zukunft zu 
merken, und dazu ist der Katalog vollkommen ausreichend. 
Er ist es um so mehr, als er mit doppelter Einleitung versehen ist, 
welche über die Geschichte der ostasiatischen Töpferkunst, soweit wir sie 
kennen, wohl zuverlässige Daten gibt. Beide Aufsätze sind von Autoritäten 
ersten Ranges (französisch) geschrieben, derjenige über China von dem 
Kenner und Sammler Du Sartel, derjenige über Japan von Louis Gons e, 
dem Verfasser des prächtigen Werkes vIfArt japonaisu. Danach erscheint 
die Erfindung und Ausbildung des Porzellans weitjünger, als man gewöhnlich 
angegeben findet und namentlich in China selbst angenommen wird. 
Die Erfindung des wirklichen Porzellans datirt in China erst vom 
g. Jahrhunderte unserer Zeitrechnung, und die volle Ausbildung und Blüte- 
zeit beginnt erst mit dem 15. Jahrhunderte. Alle früheren Daten können sich 
nur auf unglasirte oder glasirte Terracotten beziehen, nicht aber auf 
wirkliches Porzellan. Lange Zeit, vom 9. Jahrhunderte angefangen, war 
das chinesische Porzellan nur weiss und gelangte erst nach und nach zu 
der Fülle seiner Farben. Noch später beginnt das japanische Porzellan, 
das ja von China Lehre und Ausgang nahm. Erst gegen das Jahr 1520 
wurde die erste Porzellanfabrik in der Provinz Hizen gegründet; was sie 
arbeitete, waren chinesische Nachbildungen von ziemlich einfacher und 
roher Art. Erst mit dem Beginne des 17. Jahrhunderts erhielt die japanische 
Keramik Schwung und Originalität. Heute sind beide Fabricationen, die
	        
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