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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XX (1885 / 232)

Beilage zu Nr. 232 
der 
„Mittheilungen des k. k. Oesterreieh. Museums." 
lischen Reiches trotz ihrer stolzen Meinung von ihrer eigenen Unüber- 
treftlichkeit nicht verschmäht. So zeigt die Ausstellung eine Anzahl Bei- 
spiele mit europäischen Wappen, mit dem Doppeladler (Nr. 174i) u. A., 
die auf europäische Bestellung gemacht wurden. Aber auch Rococo-Orna- 
mente und andere europäische Decorationsweisen des I7. und 18. Jahr- 
hunderts sind nicht selten. Sie sind nicht immer gelungen oder glück- 
lich. Aber noch weniger glücklich ist der Einfall, das chinesische Por- 
zellan noch ein lMal in Europa mit neuer Verzierung zu versehen. S0 
sieht man (Besitz des Fürsten Schwarzenberg Nr. 54g bis 552) eine Reihe 
Schüsseln mit einem echten Randornarnente, das der famille verte ange- 
hört, und einigen Verzierungen in Blau unter der Glasur noch nachträg- 
lich, wahrscheinlich in Venedig, mit einer Reihe scenischer Darstellungen 
mit chinesischen Figuren, aber in europäischer Zeichnung verziert. Es 
ist eine unharmonische Wirkung. Andere Gegenstände wurden gar mit 
plumper, dicker Lackmalerei überzogen, eine holländische oder Pariser 
Arbeit. Auch davon hat die Ausstellung Beispiele. 
Das Beste, was in China an Porzellan unter fremdem EinHusse ent- 
stand, war dasjenige, welches sich an persischen und indischen Geschmack 
anschloss. Der erstere insbesondere setzte die schlankeren, eleganteren 
persischen Formen an die Stelle der plumperen und schwereren chinesi- 
schen, und Indien stellte seine reizenden, regelmäßiger angeordneten 
Blumenornamente. Ein sehr schönes Beispiel dieser Art (Nr. 937) lieh 
das österreichische Museum dieser Ausstellung. Ein anderes höchst rei- 
zendes Beispiel von indischem EinHusse, auf Bestellung der ostindischen 
Compagnie entstanden, ist das Theeservice Nr. 1845 bis 1852, Eigenthum 
des Herrn Professors C. Hermann. 
Neben all diesen buntfarbigen Arten des Porzellans, des chinesischen 
wie des japanischen, davon wir, um uns nicht in das Weite zu verlieren, 
viele Specialitäten übergehen mussten, tritt aber noch anderes Genre zu 
bedeutend hervor, um ihm nicht noch eine kurze Besprechung zu widmen. 
Das ist das einfarbige Porzellan, das sich eben so wohl durch manChC 
besondere Eigenthümlichkeit wie durch die Schönheit der Farbe auszeichnet. 
Zum ersteren gehört das Craquele, eine grauglasirte Masse, deren Glasur 
rnit Haarrissen überzogen ist, eine Liebhaberei der Sammler und darum 
geschätzt, aber ohne jeden ästhetischen Werth. Besser schon ist das so- 
genannte Seladon, das älteste einfarbige Porzellan der Chinesen, von 
grünlichgelbem, zuweilen mehr nach dem Weiß, zuweilen mehr nach dem 
Grün hin schwankendern Tone, meist schwerfällig und plump in Form und 
x. au. 1885. 23
	        
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